Förderung der Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL) – 2024 ENB 0002
1001 Teich(e) – Teichgebietsentwicklung in Pennewitz & Plothen
Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.
Das ENL-Projekt „1001 Teich(e)“ ist eine bedeutende Initiative zur Förderung der biologischen Vielfalt und zum Schutz bedrohter Arten im Dreba-Plothener- und Pennewitzer Teichgebiet. Gefördert durch die Europäische Union und den Freistaat Thüringen, im Rahmen des Programms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL), wird das Projekt in Trägerschaft der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg (NfGA) in der Natura 2000 Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete“ durchgeführt. Das Projekt hat am 01.05.2024 begonnen und soll bis 31.10.2027 fortgesetzt werden.
Projektgebiete und deren Bedeutung für die Region
Die FFH-Gebiete „Dreba-Plothener Teichgebiet“ und „Pennewitzer Teiche-Unteres Wohlrosetal“ sind von herausragender Bedeutung für die Artenvielfalt in Thüringen. Sie beherbergen eine Vielzahl gefährdeter Amphibienarten wie den Nördlichen Kammmolch, die Knoblauchkröte, den Europäischen Laubfrosch und den Moorfrosch. Diese Gebiete dienen nicht nur der Teichwirtschaft und als wichtige Vogelrastplätze, sondern auch der Erholung und sind von EU-weiter Bedeutung gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtline).
Das Dreba-Plothener Teichgebiet, welches überregional auch als „Land der tausend Teiche“ bezeichnet wird, ist das größte Teichgebiet Thüringens und stellt eine einzigartige und außergewöhnliche Kulturlandschaft dar. Es ist Teil des Thüringer Schiefergebirges und erstreckt sich über eine Fläche von rund 1.094 Hektar. Diese Himmelsteiche wurden im 11. bis 13. Jahrhundert von Mönchen zur Fischzucht angelegt. Bei den Teichen handelt es sich um sogenannte Himmelsteiche, welche ausschließlich über Niederschläge in deren Umgebung gespeist werden, was ein ausgeklügeltes Wasserverbundnetz erforderlich macht. Von ursprünglich 1.600 – 2.000 Gewässern existieren heute noch ca. 600. Grund hierfür ist das Zusammenlegen zahlreicher Kleingewässer und die fortschreitende Verlandung der künstlich angelegten Gewässer. Die Landschaft wurde bereits 1967 als Naturschutzgebiet und Vogelschutzgebiet ausgewiesen und ist seit 2004 Teil des Europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000.
Die Pennewitzer Teiche liegen im Vorland des Thüringer Waldes. 1992/1995 wurden erste Teilbereiche als „Gehrener Feuchtgebiet” geschützt. Das Gebiet „Pennewitzer Teiche – Unteres Wohlrosetal“ wurde am 24.Februar 2004 unter Schutz gestellt und der dazugehörige Managementplan 2017 noch einmal aktualisiert. Einige der Teiche werden durch den „Förderkreis Ilmenauer Teichlandschaft e.V.“ fischereilich bewirtschaftet.
Auf einer abwechslungsreichen Fläche von 423 Hektar, befinden sich eine Vielzahl verschiedener Lebensraumtypen. Von Feuchtlebensräumen mit naturnahen eutrophen Seen mit Übergangs- und Schwingrasenmooren, Fließgewässer mit Ranunculion-Vegetation und Weichholzauen, über Offenland mit artenreichen Borstgrasrasen und extensive Mähwiesen, Wald/Forstflächen bis hin zum Flächennaturdenkmal „Verlandete Zweizapfenteiche“ mit Wollgras, Sumpf-Blutauge und natürlich (noch) dem Moorfrosch.
Die Gebiete sind nicht nur ein bedeutender Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein wertvoller Rastplatz für Zugvögel und ein beliebtes Ziel für Naturfreunde und Erholungssuchende. Wie in allen Naturschutzgebieten üblich, werden Besucher gebeten, die offiziellen Wege nicht zu verlassen, der Natur zuliebe.
Projektinhalte
Wiederherstellung, Instandsetzung und Aufwertung von Lebensräumen durch:
- Planung und Beauftragung von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume
- Beratung von Flächenbewirtschafter*innen
- Öffentlichkeitsarbeit
- Betreuung und Organisation der Moorfroschaufzuchtstation im Pennewitzer Teichgebiet
- Erfolgskontrolle nach Maßnahmenumsetzung
- Arbeitsgemeinschaft (AG) Teiche organisiert von der Thüringer Landgesellschaft gemeinsam mit dem Naturpark Schiefergebirge Obere Saale, Bürgerinitiative Dreba-Plothen, NABU Arbeitskreis Dreba-Plothen, Naturschutzbehörden und den Natura 2000 Stationen „Obere Saale“ und „Auen, Moore, Feuchtgebiete“
Maßnahmen im Teichgebiet Dreba-Plothen
Im Rahmen des Projekts wurden von Anfang Januar bis Mitte Februar 2025 erste Maßnahmen umgesetzt:
- Anlage von 9 Kleingewässern: Diese dienen als Fischfreie (wichtig) Fortpflanzungsgewässer für zahlreiche Amphibienarten.
- Teil Entschlammung von 2 Teichen: Durch die Entfernung von Teichschlamm wird die Verlandung des Gewässers aufgehalten und neue Flachwasser Bereiche geschaffen.
- Entbuschung umliegender (kleiner) Flächen:
Ziel der Entbuschung ist es, die Besonnung der Gewässer, vor allem im Frühjahr, zu erhöhen.
Diese Maßnahmen tragen zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die genannten Arten bei und unterstützen den Erhalt der biologischen Vielfalt im Gebiet.
Moorfrosch-Aufzuchtstation in Pennewitz
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Einrichtung einer Moorfrosch-Aufzuchtstation im Pennewitzer Teichgebiet, in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde Ilm-Kreis. Diese Station dient der geschützten Aufzucht von Moorfröschen (Rana arvalis, Lurch des Jahres 2025), um die Bestände dieser bedrohten Art zu stabilisieren und zu erhöhen. Hierfür werden Teile der mittlerweile selten gewordenen Laichballen aus der Natur entnommen und unter möglichst optimalen Bedingungen bis nach Beendigung der Metamorphose aufgezogen und anschließen am Entnahme-Ort wieder ausgesetzt. Die Anlage wurde nach dem Vorbild unserer Freunde und Kollegen vom Landschaftserhaltungsverband Ravensburg geplant und wir konnten von deren mehrjährige Erfahrung in der Aufzucht von Moorfröschen profitieren. Für die Entnahme von geschützten Arten sowie deren Laich und Quappen ist eine spezielle Ausnahmegenehmigung nötig und sollte nur durch erfahren Personen durchgeführt werden. Die Aufzuchtstation ist ein zentrales Element des Projekts und trägt wesentlich zum Erfolg der Artenschutzmaßnahmen bei. Ohne Verbesserung seiner Lebensräume steht, der Moorfrosch in vielen Gebieten Deutschlands kurz vor dem Aussterben.
Wie geht es weiter im Projekt?
Nach den Umsetzungen im Teichgebiet Dreba-Plothen, stehen 2025 die Pennewitzer Teiche im Fokus des Projektes. Neben der Moorforsch-Aufzuchtstation, wurde ein Grundlagengutachten erstellt, als Basisplanung für bevorstehende Feinkonzepte und Umsetzungen im kommenden Winter 2025/2026.
Hürden und Dauerprobleme
- Kompromissfindung mit allen Beteiligten (großer Abstimmungsbedarf)
- Klimawandel und Wassermangel
- Ein-/Aussetzen von Fischen (Goldfische, angelbare Fische…)
- Entwässerung von Grünland, Forstflächen und Mooren (Lebensraumverlust)
- Falsche Pflege und Bewirtschaftung von Gewässern
- Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in intensiver Landwirtschaft
- Invasive Arten (z.B. Blaubandbärbling und Waschbär)
Weiter Informationen finden Sie unter den Links:
https://www.land-der-tausend-teiche.de/
https://www.saale-orla-kreis.de/de/drebaplothener-teichgebiet.html
https://www.thueringer-schiefergebirge-obere-saale.de/
https://natura2000.thueringen.de/download-bereich/ffh-gebiete-map/ffh155-map
https://natura2000.nfga.de/amf/
Ansprechpersonen:
Steffen Lehmann, Anne Reise
Mail: lehmann@nfga.de; reise@nfga.de
Telefon: 036426-200332
Postanschrift:
Natura 2000-Station “Auen, Moore, Feuchtgebiete”
Projekt: Teiche
Dorfstraße 20
07646 Renthendorf