Heinz Olbrich
Deutscher Maler und Grafiker in Altenburg
Kurzbiografie
10.01.1914 | in Carlsfeld (Erzgebirge) geboren * | |
1933-1935 | studiert an der Akademie für grafische Künste und Buchgewerbe Leipzig bei H. Soltmann, H. Schulze und A. Kolb, | |
1933 | absolviert die Vereinigte Staatsschule für Bildende Kunst Berlin, Malerei/Grafik bei M. Klewer, K. Wehlte, W. Tank und K. Michel | |
1938 | Studienreise nach Oberitalien | |
1941 | erhält Ehrenmedaille der Hochschule Berlin | |
bis 1949 | in russischer Kriegsgefangenschaft | |
1949 | kehrt in seine Wahlheimat Altenburg zurück und ist künstlerisch tätig als Maler und Grafiker | |
1951 | tritt dem Verband Bildender Künstler bei (Mitglied bis 2009) | |
1953-1969 | Lehrtätigkeit am Institut für Kunsterziehung der Universität Leipzig im Fach künstlerische Praxis | |
1961-1962 / 1976-1978 | Studienreisen nach Bulgarien | |
18.04.2009 | in Altenburg verstorben † | |
Heinz Olbrich
wurde am 10 Januar 1914 als Sohn des Harmonikafabrikanten Max
Olbrich in Carlsfeld (Erzgebirge) geboren.
kultureller Bildungsweg
Schon während seiner Volksschulzeit versuchten seine Eltern seine außergewöhnlichen
künstlerischen Neigungen durch Privatunterricht zu fördern.
1920 schickte Max Olbrich seine beiden Kinder nach Baden-Baden in die Grundschule,
weil es damals in Carlsfeld nur eine 6-klassige Dorfschule in einer Klasse gab.
Im Alter von 10 Jahren kam Heinz nach Altenburg zu Verwandten und Bekannten in Pension,
um seine Schulbildung fortzusetzen. Von 1924 bis 1933 besuchte er dort das
humanistische Gymnasium.
Ausschlaggebend für seine berufliche Entwicklung war eine einjährige Unterkunft im
Hause des Malers Hans Wagner in Altenburg. Er gab ihm wertvolle Hinweise und
Anregungen in seiner künstlerischen Bestätigung und bestärkte ihn schließlich darin, ein
Studium an einer Kunsthochschule aufzunehmen.
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on 1933 bis 1935 studierte er Malerei und Grafik an der damaligen Akademie für
Grafik und Buchgewerbe in Leipzig, bei namenhaften Professoren wie
( Dörfell, Söltmann, Bue, Weißenborn, Schulze, Kolb, Müller, Lange ). In dieser
Zeit unternahm er auch Studienreisen nach Ungarn, Italien, Dänemark und
Schweden – oft unter strapaziösen Umständen mit seinem alten Damenrad oder
per Anhalter, wo unwahrscheinlich viele bemerkenswerte Arbeiten entstanden sind.
Während seines Aufenthaltes in Leipzig lebte er in engem Kontakt mit einer
linksorientierten Studentengruppe, welche in schärfster Abwehr gegen das damalige
SS-Regime stand. 1935 wurde er wegen kulturbolschewistischer besonders in der nationalsozialistischer Zeit
häufig benutztes Schlagwort zur Diffamierung der als artfremd bezeichneten darstellenden und bildenden Kunst der 20er-Jahre i→ wikipedia.org und
volksfeindlicher Tendenzen vom Direktor der Hochschule, der ein NS-Parteimaler war, gemaßregelt.
Nach Ableistung seines 2-jährigen Militärdienstes schien es ihm wegen der
unglücklichen Verhältnisse an der Leipziger Akademie nicht ratsam, dorthin zurück zu
kehren. Er setzte deshalb sein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Berlin
fort.
Studienreise
Eine Studienreise im Jahre 1938, nach Oberitalien wurde ihm zum nachhaltigen Erlebnis.
Er konnte dort Werke von Andrea Mantegna war ein italienischer Maler und Kupferstecher.. i? wikipedia.org und vor allem Giotto di Bondone war ein in Florenz, Padua, Mailand, Rimini, Neapel und Rom aktiver Maler, Mosaizist und Architekt.. i? wikipedia.org im Original
auf sich wirken lassen, um damit seine technologischen Kenntnisse in der Freskomalerei
zu erweitern und zu vertiefen.
Auf Grund seiner besonderen Lehrbefähigung wurde er von der Leitung der
Hochschule an die Privat-Kunstschule des Westens (Berlin-Charlottenburg) vermittelt,
wo er neben seinem Studium vom Herbst 1938 bis zum Kriegsbeginn als Dozent tätig
war.
Künstlerisches Schaffen während der Kriegszeit
Die Kriegszeit erlebte Heinz Olbrich an
verschiedenen Fronten (Polen, Frankreich), jedoch meist an der Ostfront.
Im Winter 1940 bis 1941 wurde er zur Fortsetzung seines Studiums mit Fronturlaub
nach Berlin geschickt. Dort legte er die Meister – Atelierprüfung ab und erhielt als
besondere Auszeichnung die Ehrenmedaille der Hochschule Berlin.
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1944 geriet er mit den Resten der 257. Berliner Bärendivision in russische
Kriegsgefangenschaft. Dort arbeitete er als Hilfsarbeiter, Maler, Betonierer und
Bibliothekar. 1945 wurde er von der Politabteilung des Lagers für einen Lehrgang an
die Antifa-Schule in Moskau ausgewählt. Wegen schwerer Erkrankung musste er
zurückgestellt werden.
Da er seit Beginn der Gefangenschaft regen Anteil an der
Kulturarbeit im Lager nahm (Theater, Zirkel, Wandgestaltung, Bratschist im
Lagerorchester etc.), wurde er ab 1946 als Kulturleiter beauftragt. Dort gehörte er der
Antıfa-Gruppe an. Er entwickelte dort vereinfachte Flachdruckverfahren bei der
Zeitungsgestaltung und Illustration. Von 1948 bis zum Ende der Kriegsgefangenschaft
wurde er für vielseitige Aufgaben am Bau des Wolga-Don-Kanals eingesetzt.
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Heinz Olbrich kehrte Weihnachten 1949 in seine Wahlheimat Altenburg zurück. Dort
lernte er seine Frau, Charlotte Olbrich, kennen. Am 10. Januar 1950 heirateten sie in
Carlsfeld.
Olbrich als Künstler
Er begann mit seiner Arbeit als freischaffender Maler und Grafiker. Von verschiedenen
Institutionen wurden Ihm vielseitige Aufträge in Form von Wandgestaltungen
übertragen. Diese Aufträge waren größtenteils Wandmalereien in Fresco und Secco-
Technik, In dieser Zeit beteiligte er sich an den wesentlichen Bezirks- und
Landeskunstausstellungen.
1950 wurde er Mitglied der Sektion Kunst im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund
(FDGB). Nach Gründung des Verbandes der bildenden Künstler wurde er in den neuen
Künstlerbund aufgenommen. Als Leitungsmitglied des Künstlerbundes übernahm er
vielseitige Aufgaben innerhalb des Auftrags und Ausstellungswesen, z.B.
Wanderausstellungen in Betrieben.
Lehrauftrag Malerei und Grafik
Bei Gründung der „Genossenschaft Bildender Künstler Leipzig” wurde auch Heinz
Olbrich Mitglied. Durch Vermittlung der Bezirksleitung des Verbandes übernahm er
1953 am Institut für Kunsterziehung In Leipzig einen Lehrauftrag im Fachgebiet Malerei
und Grafik. Wenn auch durch diese neue Verpflichtung manche freischaffende Arbeit
zurückgestellt werden musste, fand er in diesem neuen Wirkungsbereich große
Befriedigung.
1954 wurde Heinz Olbrich als Lektor am Institut für Kunsterziehung in Leipzig
eingestellt. Er war damals stolz, in immer neuen Versuchen die besten Methoden
künstlerischer Unterweisung, gerade im Hinblick auf den kunsterzieherischen Beruf der
künftigen Lehrer, durch eigene Untersuchungen vorzubereiten und zu erproben. Zur
gleichen Zeit übernahm er in Altenburg die Leitung des Mal- und Zeichen-Zirkels.
Neben seiner Unterrichtstätigkeit nutzte er jede freie Zeit, um sich in seiner
künstlerischen Arbeit weiter zu qualifizieren. Es entstanden In dieser Zeit Tafel- und
Wandbilder in Kindergärten, Kinderheimen und Schulen.
Das Museum für deutsche Geschichte in Berlin übertrug ihm 1957 Grafikaufträge in
Form von Mappenwerken. In dieser Zeit war er verantwortlicher Leiter der Fachgruppe
„künstlerische Praxis” tätig, und bemühte sich um die Verbesserung eines einheitlichen
Studien- und Lehrprogrammes.
Für einen großen Teil des Arbeitsgebietes der Malerei und Grafik entwickelte
Heinz Olbrich Lehr-, Arbeits- und Anschauungsmaterial im
Bereich Anatomie-Mensch, Tier und Gesetze der Gestaltungslehre.
In dieser Zeit unternahm er Studienreisen nach Bulgarien, wobei sehr viele Bilder und
Grafiken entstanden. Daraus wurden Aufkäufe von verschiedenen Museen bis hin zu
einer Mappe der Volkskammer.
Bis 1960 arbeitete er in der Hochschulgruppe für Grafiksammler. Von 1950 bis 2009
entstanden unwahrscheinlich viele Kleingrafiken ( Ex Libris Exlibris bezeichnet die Signierung von Büchern in Form einer Wunsch-Grafik nach der Idee des Bucheigners i→ wikipedia.org und Neujahrsgrafiken ) in
verschiedenen Drucktechniken. In den Sechziger Jahren inszenierte er viele Ex Libris
Kongresse. 1963 wurde er Mitglied der Pirckheimer Gesellschaft Benannt wurde sie nach dem Begründer der Bibliophilie, dem Renaissancegelehrten und Humanisten Willibald Pirckheimer.i? wikipedia.org .
Dozent und Freiberufler
Ende 1963 übernahm Heinz Olbrich am Institut für Kunsterziehung In Leipzig einen
Lehrbriefauftrag zum Thema „Darstellungsreichtum und bildnerische
Gesetzmäßigkeiten im zeichnerischen und malerischen Gestalten.”
Diese umfangreiche Arbeit in Form eines
Buches war ein Versuch, künstlerische
Gesichtspunkte durch den erweiternden
Bildteil zu veranschaulichen.
An der Hochschule war er bis 1967 tätig.
Leider konnte er diese Aufgabe nicht bis zu seiner Rente fortsetzen. Die Chefs der
Hochschule wollten seinen Parteibeitritt und lockten ihn sogar mit einer Professur auf
Grund seiner Fähigkeiten. Aber Heinz Olbrich weigerte sich, beizutreten. Es hätte für
ihn bedeutet, im Büro zu sitzen und nicht mehr seine Studenten unterrichten zu
können.
Schritt in die Selbstständigkeit
1967 wagte Heinz Olbrich den schweren Schritt in die Selbstständigkeit. Er mietete sich
ein noch größeres altes Fotoatelier in einem Hinterhof im Altenburger Stadtzentrum,
um dort an größeren baugebundenen Aufträgen von Wandgestaltungen arbeiten zu
können. In dieser Zeit entwickelte er für sich neu die Flach- und Tief-Ätzung (in
Messing, Kupfer und Stahlausführung), Dabei entstanden viele Auftragsarbeiten, u. a.
Für Kindergärten, Schulen, Theater, Standesämter, Krematorien und vielen anderen
öffentlichen Einrichtungen.
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Parallel entstanden auf experimentelle Weise Stempeldrucke zur Ausgestaltung für
Kinderkrippen und Kindergärten in Form von Märchen und Fabelmotiven. Er gestaltete
auch Fußbodenmosaike nach Entwürfen des Barockarchitekten Pöppelmann für den
Großen Garten in Dresden. Selbst die Miniaturmalerei in der Schmuckgestaltung
streifte er in Form von Porträts auf Elfenbein.
Von 1970 bis 1979 unterrichtete Heinz Olbrich Kinder und Jugendliche im neuen
„Lindenau-Studio” in Altenburg.
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Eine große Herausforderung war ein Auftragswerk vom Museum der Deutschen
Geschichte in Berlin. Er kopierte in jahrelanger Arbeit den Annaberger Bergaltar. Dabei
kamen ihm seine Kenntnisse In der Mittelalterlichen Lasurmalerei Lasuren sind verschiedene dünn aufgetragene Malschichten, die eine Tiefenlichtwirkung erzeugen.
Die farblich unterschiedlichen transparenten Schichten mischen sich optisch im Auge des Betrachters und… i→ wikipedia.org aus Studienzeiten
sehr zu Gute. Dieses war ein gewaltiges Unterfangen, wo zum Beispiel jedes Steinchen,
jedes Blatt detailgetreu mit Glanzlicht, Schatten und Schraffur durchgestaltet wurde.
Dieses Kunstwerk wurde unter anderen in Warschau, Prag und Moskau ausgestellt.
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Viele Jahre kopierte Heinz Olbrich etliche Porträts und Landschaften. Er restaurierte
auch alte Bilder. Diese vielen Aufträge brauchte er, um seine Familie zur damaligen Zeit
zu ernähren, denn von der Landschaftsmalerei konnte man nicht existieren.
Das druckgrafische Werk von Heinz Olbrich reichte vom Holzstich, Siebdruck,
Radierung bis hin zur Lithografie. Sein Atelier war ausgestattet mit Kniehebel-, Radier-
und Lithografiedruckpresse. Daran entstanden unheimlich viele Grafikzyklen der
vielfältigsten Genres.
Kreativität hört im Alter nicht auf
In den letzten Jahren hielt er sich gern in Cafes auf und skizzierte dort Miniatur-Szenen
aus dem Altenburger Stadtbild. Aus diesen Skizzen wurden zuhause bei sich im Atelier
außergewöhnliche Porträts gemalt, welche einen karikativen Einschlag haben.
Selbst im hohen Alter, aufgrund vermehrter weniger schöner Aufenthalte in
Krankenhäusern, hatte er immer einen Zeichenstift dabei. Er porträtierte
Zimmergenossen, Ärzte und andere „unmögliche“ Motive, welche anschließend
gemalt wurden und dabei ebenfalls etliche Zyklen entstanden.
Die letzten Jahre zwischen seinem 90. und 95. begnügte er sich damit – da er nicht
mehr ganz so gut zu Fuß war – tagtäglich seine unendliche Masse an Skizzen
aufzuarbeiten. Es entstanden unter anderem umfangreiche Serien von Landschaften,
ganze Serien seiner vielen Studienreisen, Serien von Porträts bis hin zu Malereien von
historischen Friedhofsgrabmälern.
Bis zum letzten Tage seines Lebens ist Heinz Olbrich ein geistreicher und bescheidener
Mann geblieben, Er hatte einen minutiös geplanten Tagesablauf und malte bis zu
seinem Tod am 18.04.2009.
Arbeitsgebiete
Landschaften und Figürliche in Gouache Gouache ist als undurchsichtige Wasserfarbe bekannt, weil sie so wie die Wasserfarbe auch mit Wasser vermischt wird, aber eine flache, matte Tünche von kräftiger Farbe liefert. i→ wikipedia.org und freier Grafik (Radierung, Algrafie, Lithografie und Siebdruck), Wandmalerei (Secco, Kalk, Kasein), Metallätzung, Kopien in Öl und Mischtechnik; postimpressionistische, struckturbetonte Darstellungen, im baugebundenen Bereich besonders dekorativ
Werkstandorte
Wandbilder:
- Altenburg – ehemaliges Institut für Lehrerbildung (zusammen mit E.Müller-Gräfe) Kindereinrichtung Lerchenberg und Altenburg-Nord Ill
- Kriebitzsch – Kindergarten
- Lucka – Trausaal
- Meuselwitz – Kulturhaus
- Nobitz – Polytechnische Oberschule
- Posa – Landschule
- Reichenbach – Rathaus
Malerei/Zeichnungen:
- Altenburg – Lindenau-Museum
- Berlin – Deutsches Historisches Museum
- Burg Posterstein
- Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg, Ethnografische Sammlung, Abteilung Osteuropa (Ukraine 1941 bis 1944)
Einzelausstellungen
- 1957 – Berlin, Kupferstichkabinett
- 1960/1966 – Leipzig, Kunsthandlung Engewald
- 1973/1979 – Altenburg/Thüringen, Lindenau-Museum
- 1977 – Burg Gnandstein
- 1978 – Magdeburg, Kulturhistorisches Museum
- 1979 – Meuselwitz, Galerie
- 1993 – Posterstein, Galerie in der Burg
- 1994 – Markleeberg
- 2004 – Altenburg/Thüringen, Lindenau-Museum
- 2008 – Leipzig
Postum:
- 2014 – Altenburg/Thüringen, Naturkundemuseum Mauritianum (link)
- 2016 – Altenburg/Thüringen, Galerie Altenburg
Ausstellungsbeteiligungen
- 1953 bis 1985 – Leipzig, acht Bezirkskunstausstellungen
- 1962/1963 – Dresden, Fünfte Deutsche Kunstausstellung
- 1969 – Leipzig, Messehaus am Markt („Kunst und Sport“)
- 1975 – Altenburg/Thüringen, Lindenau-Museum („Lithografie im Bezirk Leipzig“)
- 1979 – Altenburg/Thüringen, Lindenau-Museum („Radierung und Kupferstich im Bezirk Leipzig“)
- 1982 – Leipzig („10 Jahre Leipziger Grafikbörse“)
- 2023 – Altenburg , Naturkundemuseum Mauritianum ( Feldpost aus dem Donbass )