Dorflindenpflanzung in Wettelswalde

Auf einem zentralen Platz oder in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche bewundern wir auch heute noch mächtige Linden. Früher stellten diese Dorflinden einen wichtigen Ankerpunkt in der dörflichen Gemeinschaft dar. Hier traf man sich u.a. zum Austausch von Neuigkeiten. In der heutigen Zeit reduziert sich ihre Bedeutung auf die wohltuende Schönheit der Baumriesen oder ihre Wirkung als Schattenspender. Leider sind sie aus dem dörflichen Bild häufig schon ganz verschwunden. Doch dort, wo man sie noch heute finden kann, herrscht unter Umständen ein reges Treiben. In Spalten und Höhlen der knorrigen Stämme und auf den weit ausladenden Ästen finden Fledermäuse, Vögel und unzählige Insekten Unterschlupf. Selbst im Mulm, dem feuchten, bereits von Pilzen zersetzen Holz im Inneren der Bäume leben viele Insekten. Zu ihnen gehören beispielsweise die Larven von Rosen- und Nashornkäfer oder auch dem seltenen Eremiten, auch Juchtenkäfer genannt. Seine bis zu 7,5 cm großen Larven entwickeln sich in drei bis fünf Jahre im Mulm. Der ausgewachsene Käfer verlässt „seine“ Linde lediglich zum Zwecke der Fortpflanzung. Das Thüringer-Hauptverbreitungsgebiet des Eremits liegt im Altenburger Land. Dennoch gehört viel Glück dazu, ihn zu finden. Bundes- und sogar EU-weit steht der Eremit aufgrund seines äußerst seltenen Vorkommens unter besonderem Schutz. Er zählt zu den prioritären Arten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH).

Die Naturforschende Gesellschaft Altenburg (NfGA) bemüht sich schon seit mehreren Jahren intensiv um seinen Schutz. Im Rahmen des von EU und Freistaat Thüringen geförderten Projektes „Eremitlebensraum Altenburger Land“ werden beispielsweise bestehende Lebensräume für den Eremiten aufgewertet. Pflegeschnitten an alten, vermulmten Kopfweiden, Obstbäumen und Linden sollen den Fortbestand der Baumveteranen und damit den Lebensraum des Eremits sichern. Doch dies allein reicht nicht, um dem Käfer auch zukünftig eine Chance zu geben. Das Pflanzen junger Linden soll den Fortbestand der Art auch über viele Jahrzehnte hinaus sichern. Ein solcher „Zukunftsbaum“ wurde am Freitag, dem 08. September in Wettelswalde gepflanzt. Die neue, bereits etwa 20 Jahre alte Dorflinde kann sich nun einerseits als neuer Dorfmittelpunkt und andererseits als neuer Eremit-Lebensraum entwickeln. Der ortsansässige Klaus Köhler stellte zu diesem Zweck in dankenswerter Weise ein Stück Land im Zentrum von Wettelswalde zur Verfügung.

Foto: Eremit (Osmoderma eremita) Bildautor: NfGA / C. Winter

Foto: Dorflindenpflanzung Bildautor: NfGA / C. Winter

 
Ansprechpartner:
Projektleiterin Dipl.-Geol. Cordula Winter
ENL-Projekt „Eremitlebensräume Altenburger Land“
Außenstelle: Am Wehrrasen 16a
04626 Schmölln / OT Großstöbnitz
Telefon: 03 44 91 / 58 73 33
E-Mail: winter@mauritianum.de